Rede anläßlich der Partnerschaft Marktheidenfeld – Pobiedziska

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schmidt-Neder,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Posada,
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin David,
Sehr geehrtes Ehrenmitglied des Europarates Herr Daniel Hoeffel,
Meine sehr geehrten Damen und Herren.

Ich danke Ihnen sehr für die Einladung zu der heutigen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde.
Als Ihre unterfränkische Europaabgeordnete freue ich mich sehr, Sie, liebe Gäste aus Frankreich und Polen, hier bei uns begrüßen zu können.
Denn das Thema „Städtepartnerschaften“ liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich auch sehr gerne zugesagt habe, heute als Rednerin bei Ihrer Partnerschaftsveranstaltung zu sprechen.
Denn wir Politiker auf Bundes- und vor allem Europaebene können uns noch so sehr für ein geeintes Europa einsetzen.
Wenn die Menschen in den Mitgliedsstaaten und in den Regionen nicht mitziehen, dann bleibt die Europäische Union ein Zweckverband für wirtschaftliche Interessen.
Gerade die Städtepartnerschaften in Europa – und vor allem zwischen Frankreich, Deutschland und Polen – zeigen deutlich, dass wir dieses Stadium lange hinter uns gelassen haben.
Dass heute die Urkunde unterzeichnet wird, die eine europäische Partnerschaft festigt, ist für mich als Abgeordnete im Europäischen Parlament und als Bürgerin ein Grund zu großer Freude.
Gleichzeitig ist die Geschichte Ihrer Partnerschaft ein Anlass zu Optimismus für die Zukunft unserer Länder und die Bürger Europas.
Montfort-sur-Meu in der Bretagne und Marktheidenfeld verbindet bereits seit 1988 eine Städtepartnerschaft.
1992 hat Montfort-sur-Meu dann eine Partnerschaft mit der Gemeinde Pobiedziska in Polen gegründet.
Bürger aus den Partnerschaftsvereinen, Schüler und Musiker haben sich kennen gelernt und sind Freunde geworden.
Was lag also näher, als die Freunde unserer Freunde auch kennen zu lernen?
Die Bürger aus Marktheidenfeld haben sich entschieden, ihre Fühler weit auszustrecken – nach Frankreich und nach Polen, in die Bretagne und in das Wielkopolskie.
Daraus ist bereits im letzten Jahr mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in Pobiedziska eine trinationale Partnerschaft entstanden.
Jetzt treffen sich Vertreter aller drei Gemeinden erstmals in Marktheidenfeld, um die Partnerschaft zu bekräftigen.
Die Partnerschaftsurkunde von Marktheidenfeld und Pobiedziska wird dabei gegengezeichnet.
Meine Damen und Herren:
Von Montfort-sur-Meu über Marktheidenfeld nach Pobiedziska geht heute eine Partnerschaftslinie durch Europa, die mehr als 1800 Kilometer reicht.
Das ist etwas ganz Besonderes.
Darauf können Sie sehr stolz sein!
Heute besuchen Sie, liebe Gäste aus Polen und Frankreich, uns ganz selbstverständlich hier in Marktheidenfeld.
Doch gerade heute, am Tag der deutschen Einheit, möchte ich Sie daran erinnern, dass dies noch gar nicht so lange möglich ist.
Noch vor 19 Jahren war eine solche Begegnung von deutschen, französischen und polnische Bürgern undenkbar.
Damals war ja selbst eine innerdeutsche Partnerschaftsbegegnung von fränkischen und thüringischen Bürgern undenkbar!
Damals gab es keine 1800 Kilometer lange Partnerschaftslinie, die Ost und West verbindet.
Damals gab es eine noch längere Linie durch Europa:
Den Eisernen Vorhang, der unseren Kontinent zerschnitten hat.
Die permanente Bedrohung des Kalten Krieges ist aber einem friedlichen Zusammenschluss gewichen.
Aus dem fernen Traum eines geeinten Europas ist so eine Realität für 493 Millionen Menschen in Europa geworden.
Dies, meine Damen und Herren, ist ein sehr großer Erfolg für uns alle.
Doch die EU lebt nicht in erster Linie von den Plänen seiner Politiker und Staatsoberhäupter.
Europa lebt davon, dass der Europäische Gedanke von den Bürgern vorangebracht wird.
Und dafür leisten gerade die zahllosen Städtepartnerschaften in Europa einen unschätzbaren Wert.
Denn ohne Sie als Bürgerinnen und Bürger geht es nicht.
Sie – als die Menschen in Europa – müssen Europa nicht nur bewohnen, sondern es auch weiterentwickeln und gestalten.
„Weimarer Dreieck“, „Triangle de Weimar“ und „Trojkat Weimarski“.
Diese drei Begriffe stehen für die enge Zusammenarbeit deutscher, französischer und polnischer Außenpolitiker seit 1991.
Doch was wäre diese Verbindung ohne die Bürger?
Sie, meine Damen und Herren, füllen das Weimarer Dreieck mit Inhalt.
Dafür möchte ich Ihnen danken.
Ihre Partnerschaft ist ein Beispiel für ein Europa, das tatsächlich in Vielfalt geeint ist.
Während der Fußball-WM haben wir alle gesagt:
Wir sind Deutschland.
Ich möchte Ihnen sagen:
Wir sind Europa!
Sie sind Europa!
Denn die Menschen, die den europäischen Gedanken im Herzen tragen, sind es, die unser Europa mit Leben füllen.
Dazu gehören Sie, meine Damen und Herren!

Städtepartnerschaften sind eines der wichtigsten Elemente der Völkerverständigung in Europa.
Sie bereichern uns kulturell, sprachlich und persönlich.
Deswegen fördert die Europäische Union von Beginn an den Austausch zwischen den europäischen Völkern.
Städtepartnerschaften, gemeinsame Tagungen oder grenzüberschreitende Projekte erhalten Zuschüsse zu ihren Ausgaben.
So will die EU die Menschen in ihrem Engagement unterstützen und gleichzeitig deutlich machen, dass sie dieses Engagement anerkennt.
Wichtig ist es, dass die Politik diese ehrenamtlichen Ansätze aktiv unterstützt.
Denn sie sind eine notwendige Ergänzung der politischen Bemühungen um ein vereintes Europa.
Dies beginnt auf der untersten Ebene in den Stadt- und Gemeinderäten, die vor Ort partnerschaftliche Beziehungen in Europa fördern und beleben können – ja sogar sollen.
Dies geschieht auf Bezirksebene mit dem Partnerschaftsreferat des Bezirks.
Und dies geschieht auch auf den obersten Ebenen.
Bis hin zu den Entscheidungen im Europäischen Parlament über die Fördermittel für zwischenstaatliche Begegnungen.
Aber auch dies sind wieder nur Rahmenbedingungen.
Ich – für mich persönlich – bemühe mich, noch einen Schritt weiterzugehen.
Es geht darum, die europäische Politik herunterzubrechen auf die Region und sie damit für die Menschen verständlicher zu machen.
Gerade als Kommunalpolitikerin, die ich neben meinem Europamandat geblieben bin, weiß ich, dass dies wichtig ist.
Es geht darum, die Menschen mitzunehmen.
Das kennen Sie sicher auch.
Es ist nicht immer einfach, für Europa zu begeistern.
Ich denke, diese Erfahrung unterscheidet sich in den Partnerschaftskomitees kaum von meinen politischen Erfahrungen.
Mit guter Politik, in der sich die Menschen wieder finden, holen wir Bürgerinnen und Bürger ins Boot.
Darum geht es bei Ihrer Arbeit und auch bei meiner.
Gemeinsam sind wir überzeugte Europäer.
Und gemeinsam engagieren wir uns für dieses – für unser – Europa.
Vielen Dank. Merci beaucoup. Dziêkujê.