Festrede zur Freisprechungsfeier der Elektroinnung Schweinfurt

Vielleicht kennen Sie die Geschichte von dem reichen Mann, der eines Tages einen Diener zu sich rufen lässt und sagt:
„Ich verlasse das Land jetzt für ein Jahr und bitte Dich, in dieser Zeit im Nachbarort ein neues Haus zu bauen.
Baue es ordentlich und stabil!
Wenn ich zurückkomme, werde ich Dich für Deine Arbeit entlohnen!“
Kaum war der Herr weg, dachte sich der Diener, dass es doch dumm wäre, so hart zu schuften.
Er beschloss, es mit dem Material und der Qualität der Arbeit beim Hausbau nicht so genau zu nehmen, sondern sich vielmehr im Vorgriff auf den zu erwartenden Lohn schon jetzt ein schönes Leben zu machen.
Als der Herr zurück kam, fragte er den Diener: „Und, bist Du zufrieden mit dem neuen Haus?“
Und als der Diener diese Frage bejahte, meinte der Herr:
„Das ist gut so, denn Dein Lohn ist das Haus.
Es gehört jetzt Dir.
Du kannst den Rest Deines Lebens darin verbringen.“

Liebe Gesellinnen und Gesellen, diese Geschichte will uns sagen, dass wir die Zukunft mit aller Sorgfalt planen, aufbauen und ausstatten sollten.
Denn auch wir werden den Rest unseres Lebens in der Zukunft verbringen, für die wir heute die Grundsteine legen.
Die Geschichte sagt uns aber auch, dass wir unsere Arbeit stets so verrichten sollten, als ob wir es für uns selbst tun würden.

Sie haben mit dem erfolgreichen Ablegen Ihrer Prüfungen Ihrem „Haus der Zukunft“ die beste Statik und Architektur gegeben.
Die Prüfungszeugnisse, die Sie heute erhalten, legen Zeugnis davon ab, dass Sie diese Zukunft mit Sorgfalt geplant haben.
Und dank der vorzüglichen Ausbildung durch Ihre Ausbildungsbetriebe und die Lehrkräfte an den Schulen, haben Sie sich eine große Portion an Können, Wissen und beruflicher Qualifikation erworben.
Darauf dürfen Sie heute stolz sein, liebe Gesellinnen und Gesellen.

Für Sie ist heute ein besonderer Tag.
Sie werden geehrt, weil Sie eine besondere Leistung erbracht haben.
Sie haben Ihre Ausbildung abgeschlossen und werden nun aufgenommen in die Gemeinschaft des Handwerks.
Dazu gratuliere ich Ihnen von Herzen.
Ich freue mich mit Ihnen.

Sie haben in den vergangenen dreieinhalb Jahren eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung durchlaufen.
Die erworbenen Kenntnisse ermöglichen es Ihnen:
Kunden zu informieren und zu beraten.
Elektrische Anlagen zu planen und zu installieren.
Kunden zu betreuen und Serviceleistungen durchzuführen.
Elektrische Schutzmaßnahmen und Sicherheits-einrichtungen zu prüfen.
Störungen in Anlagen zu analysieren und Fehler zu beseitigen.
Wartungsarbeiten durchzuführen und Anlagen instand zu setzen.
Software und Netzwerke zu installieren und zu konfigurieren.
Sie verfügen damit über ein breites und wertvolles Fachwissen, mit dem Sie nun arbeiten können.
Sie haben eine lange und intensive Ausbildung überstanden und Ihre Prüfungen erfolgreich abgelegt.
Dafür stehen Sie heute zu Recht im Mittelpunkt.
Sie dürfen zurück, vor allem aber nach vorne schauen.
Denn es wäre nicht klug, sich auf den erreichten Leistungen auszuruhen.
Sie haben nun – im wahrsten Sinne des Wortes – Ihr Handwerkszeug für das Berufsleben erlernt.
Nutzen und vermehren Sie es!

Danken Sie auch Ihren Eltern, Ihren Lehrkräften und Ausbildern sowie Ihren Ausbildungsbetrieben, die Sie in den vergangenen Jahren begleitet und Sie gefördert haben.
Und auch ich – als Vertreterin der Politik – danke Ihnen.
Betriebe, die ausbilden, nehmen eine für die Gesellschaft unbezahlbare Verantwortung wahr.
Und auch Ausbilder und Lehrkräfte übernehmen Verantwortung für jungen Menschen.
Herzlichen Dank an die Ausbildungsbetriebe, die diesen jungen Männern und Frauen die Chance auf eine gute Ausbildung gegeben haben.
Die Sie in den vergangenen Jahren begleitet und unterstützt haben.

Herzlichen Dank auch an die Ausbilder und Lehrkräfte in den Betrieben und in der Berufsschule.
Die ihr Fachwissen und Ihre Kenntnisse mit Ihnen geteilt und Sie zur erfolgreichen Prüfung geführt haben.
Sie haben alle gemeinsam Ihre Lehrlinge gut vorbereitet, so dass sie ihre Prüfungen gemeistert haben.
Sie können stolz auf Ihre heutigen Gesellinnen und Gesellen sein.
Vielen Dank für Ihren Einsatz!

Handwerk hat goldenen Boden – so besagt es ein altes deutsches Sprichwort.
Und wenn ich mir Sie als Nachwuchs anschaue, dann glaube ich, dass dieser Satz auch heute noch Gültigkeit hat.
Früher wie heute müssen – wie überall im Wirtschaftsleben – Herausforderungen gemeistert werden.
Die Anforderungen sind jetzt andere als früher.
Der Laptop gehört heute fast genauso selbstverständlich zu Ihrer Ausstattung wie der Phasenprüfer.
Aber noch immer ist das deutsche Handwerk eine der tragenden Säulen unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft.
Und das wird sich auch nicht ändern, meine Damen und Herren.

Handwerksberufe genießen viele Vorzüge:
Handwerksberufe erlauben Handwerkern abends das, was Sie tagsüber geschaffen haben, mit eigenen Händen zu berühren.
Handwerksberufe sind angesehene Berufe.
Sie stehen bei unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern hoch im Kurs.
Handwerksberufe sind internationale, sind globale Berufe.
Handwerker aus Deutschland sind im internationalen Vergleich Spitze.
Sie sind begehrt von Lettland über Polen und China bis nach Neuseeland und im Rest der Welt.

Und dies macht auch die europäische Dimension des Handwerks deutlich.
Europa und die europäische Integration sind gut für das deutsche Handwerk, meine Damen und Herren.
Dies muss man mal so deutlich sagen dürfen.
Der Europäische Binnenmarkt eröffnet in vielerlei Hinsicht große Chancen.
Gerade auch die Öffnung nach Osten hin hat dem deutschen Handwerk in den letzten Jahren mehr Aufträge und einen neuen Markt beschert.
Deutsche Produkte und deutsche Handwerksleistungen werden auch in Mittel- und Osteuropa geschätzt und zunehmend in Anspruch genommen.
Das ist eine Chance – gerade auch für Sie als junge Handwerker.

Die Europäische Union fördert den Austausch und die Freizügigkeit von Arbeitskräften innerhalb der EU.
Im Gegensatz zu vielen Handwerkergenerationen vor Ihnen steht Ihnen der gesamte europäische Wirtschaftsraum mit einer halben Milliarde Kunden offen.
Dieses Angebot kann Ihnen die Europäische Union machen, meine Damen und Herren.
Ich kann Sie nur ermuntern: Nutzen Sie es!
Weiterbildungen, die sogar von der EU finanziell gefördert werden können, oder Aufträge im europäischen Ausland erweitern Ihren persönlichen Erfahrungsreichtum.
Und sie tragen zum Zusammenwachsen in Europa bei.
Aber nicht nur in der Ferne können Sie Erfolg und Zufriedenheit finden.
Deutschland geht es unter unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel besser als in vielen Jahren zuvor.
Und mit Michael Glos haben Sie einen Handwerker im wahrsten Sinne des Wortes an wichtiger Stelle sitzen, der immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Betriebe hat.
Sie finden also in Deutschland und in Europa gute Bedingungen, um sich und Ihr Können voll zu entfalten.
Dazu ermuntere ich Sie.
Und dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg.

Die Stimmung ist gut derzeit in der deutschen Wirtschaft.
Und das hat belegbare Gründe.
Insbesondere die von der Europäischen Union angestoßene Diskussion zum Klimawandel kommt dem deutschen Handwerk und gerade dem Elektrohandwerk zugute.
Unter der Federführung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Europäische Union in einer historischen Entscheidung festgelegt, dass der CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 % gesenkt, die Energieeffizienz verbessert und der Einsatz erneuerbarer Energien auf 20 % erhöht werden muss.
Diese Entscheidung ist deshalb so wegweisend, weil sich erstmals in der Geschichte Staaten verpflichten, gemeinsam und koordiniert gegen den Klimawandel zu kämpfen.
Ohne die Europäische Union wäre dies nicht möglich, meine Damen und Herren.
Wir müssen Erfolg haben mit diesen Bestrebungen, sonst hinterlassen wir unseren Kindern und Kindeskindern eine nachhaltig zerstörte Umwelt mit einem lebensunfreundlichen Klima.

Doch wo genau liegt nun der positive Effekt für das deutsche Handwerk?
Die Politik hat mit den Vorgaben für den Klimaschutz Anreize und Rahmenbedingungen für Investitionen gesetzt.
Wir haben das Ziel formuliert und wollen die europäischen Gesellschaften bei der Erreichung dieser Ziele begleiten und unterstützen.
Jeder einzelne in der Gesellschaft ist nun gefragt und muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Das bedeutet für jeden von uns zum Beispiel:
Bewusst weniger Energie verbrauchen.
Bewusst heizen.
Mal das Fahrrad statt dem Auto nehmen.
Für die Industrie heißt das zum Beispiel:
In moderne und energieeffiziente Anlagen investieren.
Mal auf eine große Neonreklame verzichten.
Oder sich auch mit einem kleineren Firmenwagen zufriedengeben.
Energie und CO2 einsparen bedeutet aber auch:
Neue Fenster einbauen.
Dächer und Wände dämmen.
Energieeffiziente Elektroanlagen installieren.
Auf Solarstrom, Wärmepumpe oder Holzpellets setzen.
Und genau hier profitiert das deutsche Handwerk.
Und genau hier profitieren auch die Betriebe Ihrer Innung, meine Damen und Herren.

Denn wer baut denn in Deutschland neue Fester ein?
Wer dämmt Dächer und Wände?
Wer installiert Solaranlagen oder Wärmepumpen?

Das sind unsere Handwerker!
Das sind Sie!
Sie alle!
Sie verfügen über das Wissen und die Technik, die heute gefragt sind.
Das macht Sie zu gefragten Handwerkern.
Sie tragen Ihren Teil dazu bei, dass die steigende Nachfrage nach modernen Heizungen und modernen Elektroinstallationen bei den Menschen befriedigt wird.
Sie beraten und unterstützen die Menschen dabei, umweltschonende und auch günstigere Systeme bei sich zuhause und in den Betrieben einzurichten.
Sie sind unsere Fachkräfte, auf deren Wissen und Kompetenz wir alle setzen.
Ich kann Sie nur ermutigen, Ihre Kundinnen und Kunden gut zu beraten, damit möglichst viele Menschen mit Ihrer Unterstützung energiesparende Techniken verwenden.
Und damit tragen auch Sie Ihren fachlichen Teil zum Klimaschutz bei.
Das verdient unsere Anerkennung, meine Damen und Herren.

Meine Damen und Herren, Sie sehen, dass wirtschaftliche und politische Impulse der EU gut für das deutsche Handwerk insgesamt und gut für das Elektrohandwerk sind.
Das freut mich, denn so können wir von Brüssel und Straßburg aus Unterstützung für mittelständische Betriebe hier bei uns in der Region geben.

Heute ist ein Tag der Freude und des Feierns, meine Damen und Herren.
Das haben Sie sich verdient und wir alle, die wir hier anwesend sind, zollen Ihnen Respekt und Anerkennung für Ihre Leistungen.
Ich gratuliere Ihnen nochmals ganz herzlich und wünsche Ihnen für Ihre persönliche Zukunft von Herzen alles, alles Gute!