Weinmarktreform: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Weines

Straßburg. Das Europäische Parlament hat heute einen Initiativbericht zur Reform der EU-Weinmarktordnung angenommen. Nachdem die Europäische Kommission im vergangen Jahr in einer Mitteilung ihre Pläne zu einer radikalen Reform der europäischen Weinmarktordnung vorgelegt hat, setzte sich das Europäische Parlament in seiner Abstimmung dafür ein, diese notwendige Reform in die richtigen Bahnen zu lenken. “Es ist uns gelungen, den Weg zu einer zukunftsorientierten Reform aufzuzeigen, die zugleich die historisch und kulturell unterschiedlichen Weinbautraditionen in Europa respektiert”, freut sich Dr. Anja Weisgerber (CSU).

Die Europäische Kommission hatte unter anderem drastische Rodungsmaßnahmen von unrentablen Rebflächen gefordert. “Der Forderung der Europäischen Kommission nach verpflichtenden Rodungen haben wir eine Absage erteilt”, so Weisgerber. Rodungen sind ein möglicher Schritt, sie können aber nicht das Herzstück der Reform darstellen. Unterfranken, die Heimat der Europaabgeordneten, wäre von diesem Teil der Reform allerdings kaum betroffen gewesen, da die Rodungen insbesondere Regionen beträfen, die qualitativ minderwertigere Tafelweine produzieren. Die unterfränkischen Anbaugebiete bringen hingegen meist hochwertige Qualitätsweine hervor, die heute schon wettbewerbsfähig sind.

Für Unterfranken von großer Bedeutung ist der heiß umkämpfte Punkt, dass die Anreicherung des Weins mit Zucker weiterhin zulässig bleibt. Dies ist insbesondere für die deutschen Winzer ein wichtiger Erfolg, da die Trauben aus klimatischen Gründen weniger Eigensüße entwickeln als Trauben aus südlicheren Ländern.

Darüber hinaus hält es Anja Weisgerber für „unbedingt notwendig“, dass die Finanzierung des EU-Weinsektors in der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU verbleibt, weil so durch Anwendung des Subsidiaritätsprinzips der notwendige Ermessensspielraum bei der Förderung der einzelnen Weinbaugebiete am besten gewährleistet wird. „Es wurde weiterhin vereinbart, die Subventionen für die Destillation allmählich zu senken. Da davon in erster Linie qualitativ minderwertigere Weine betroffen sind, wird die Position der unterfränkischen Weine gestärkt“, kommentiert Weisgerber die Abstimmung.

Die EU ist mit einer durchschnittlichen Erzeugung von etwa 185 Millionen Hektolitern pro Jahr der mit Abstand größte Weinproduzent der Welt. Mit einem Wert von jährlich durchschnittlich 16,1 Milliarden Euro stellt die Weinerzeugung einen bedeutenden Wirtschaftszweig der EU dar. In den letzten Jahren ist der europäische Wein durch die rasante Entwicklung von Weinen aus Übersee jedoch in Bedrängnis geraten.

Mit der Etikettierung von Wein befasste sich die Alkoholstrategie der europäischen Kommission, die im Herbst letzten Jahres vorgelegt wurde. Hier war geplant, die Etiketten alkoholhaltiger Getränke mit ähnlich drastischen Warnhinweisen zu versehen, wie es bei Zigaretten der Fall ist. Diese überzogene Maßnahme konnte nicht zuletzt durch den Einsatz der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament und des Bundesverbraucherministers Horst Seehofer abgewendet werden.