Parlament äußert sich zu Sport / „Fair Play in allen Bereichen“

Das Europäische Parlament hat sich heute in einem Initiativbericht zum Weißbuch Sport der Kommission, sowohl zu seiner sozialen als auch wirtschaftlichen Bedeutung geäußert. Dem Sport kommt eine herausragende Rolle in der Gesellschaft zu: 60% der EU-Bürger treiben regelmäßig Sport in 700.000 Sportvereinen und auch seine wirtschaftliche Bedeutung ist groß, so betrug der Mehrwert im Jahr 2004 407 Milliarden € und durch den Sport wurden Arbeitsplätze für 15 Millionen Menschen geschaffen.

„`Warum mischt Europa sich da ein ? ` werde ich oft gefragt“, erzählt die sportpolitische Sprecherin der CSU-Gruppe im Europaparlament Dr. Anja Weisgerber. „Darauf habe ich eine ganz klare Antwort: Über die rote Karte bestimmt nach wie vor der Schiedsrichter“, so die Europaabgeordnete. Der Profisport wird aber auch in großem Maße als wirtschaftliche Tätigkeit betrieben. Dieser Bereich fällt unter Europarecht und wird bereits durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes bestimmt. Es besteht große Verwirrung, welche Regeln jetzt anwendbar sind, nachdem es Kommissionsentscheidungen und diverse Rechtsprechung im Bereich des Profifußballes gibt. „Wir fordern Rechtssicherheit im Vorfeld – allerdings nicht durch Erlass von Vorschriften und Gesetzen, sondern grundsätzlich soll eine Selbstregulierung unter Einhaltung des Gemeinschaftsrechts erfolgen, ergänzt durch Dialoge zwischen der Kommission und den Sportvereinigungen“, fordert Anja Weisgerber.

„Auf europäischer Ebene müssen faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den internationalen Vereinen herrschen. Bayern München darf nicht schlechter stehen als z. B. Real Madrid“, so Dr. Anja Weisgerber. Ein zentrales Thema sind in dem Bericht die Vermarktungsrechte. Bisher existiert z.B. in Spanien eine dezentrale Vermarktung, in Deutschland hingegen eine zentrale. Dies hat zur Konsequenz, dass Real Madrid über Einnahmen in Höhe von 160 Millionen Euro im Jahr verfügt, Bayern München aber nur über 28 Millionen. Trotz dieser ungleichen Voraussetzungen, insbesondere hinsichtlich der Spielergehälter, treten die Vereine aber in der Champions League gegeneinander an. „Wir, und dies betone ich, empfehlen den Mitgliedstaaten, Sportverbänden und Sportligen, den zentralen Verkauf von Medienrechten einzuführen, wo dies noch nicht der Fall ist. Wichtig ist mir hier die Solidarität mit den kleinen Vereinen, die auch vom Verkauf der Medienrechte der Großen profitieren sollen“, so die Abgeordnete.

„Wir rufen die Mitgliedstaaten dazu auf, den Handel mit illegalen Dopingsubstanzen genauso zu behandeln wie den Drogenhandel und die Partnerschaften zwischen Strafverfolgungsbehörden und anderen zu fördern, damit ein schnellerer Informationsaustausch über neue Dopingsubstanzen und –verfahren erfolgen kann“, äußert sich die ehemalige Leistungssportlerin. Das Europäische Parlament fordert auch eine Dopingpräventions- und –bekämpfungsstrategie, die zu ehrgeizige Zeitpläne für Wettkämpfe vermeidet. Die Athleten dürfen nicht zu sehr unter Druck gesetzt werden.

Zur Information:
Weißbuch: von der Kommission veröffentlicht und enthält Vorschläge für Maßnahmen der Gemeinschaft in einem bestimmten Bereich. Wird ein Weißbuch vom Rat positiv aufgenommen, kann es die Grundlage für ein Aktionsprogramm der Union im betreffenden Bereich bilden.