Rede anlässlich der Einweihung des Großlagerprüfstnds bei Schäffler

Verehrte Frau Schaeffler,
sehr geehrter Herr Schaeffler,
Herr Dr. Geißinger, Herr Dr. Grunau, Herr Roß,
lieber Herr Oberbürgermeister Remelé,
verehrte Ehrengäste,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Es ist eine große Freude und Ehre für mich heute zusammen mit Ihnen „ASTRAIOS“, den europa- und weltweit größten und modernsten Großlagerprüfstand für Windkraftanlagen einzuweihen. Der Prüfstand ist nach dem Titan ASTRAIOS dem Gott der Gestirne und Vater der vier Windgötter benannt. Für die Entwicklung der erneuerbaren Energien ist er auch ein Titan.
Er ermöglicht eine realitätsnahe Simulation der Kräfte und der  Momente, die auf Rotorlager und Drehverbindungen einwirken. Damit wird er dafür sorgen, dass die Windkraftanlagen noch viel effizienter, wirtschaftlicher und sicherer werden.
Schaeffler gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Präzisionswälzlagern. Und der Großlagerprüfstand ist eine bedeutende Investition in die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien. Er unterstreicht auch: Schaeffler nimmt im Bereich der Windkrafttechnologie und deren Optimierung weltweit eine Spitzen-Position ein.
Und dass diese Anlage hier in Schweinfurt steht - nicht irgendwo sonst auf der Welt – ist ein klares Bekenntnis des Unternehmens zum Standort Schweinfurt. Dafür möchte ich Ihnen – auch im Namen des Oberbürgermeisters Remelé und den anwesenden Stadträten – erst einmal ganz herzlich danken!
Diese Investition sichert Arbeitsplätze hier vor Ort und generiert auch neue. Bereits jetzt sind rund 110 der circa 6000 Mitarbeiter hier bei Schaeffler in Schweinfurt, in der Windkraft-Sparte tätig. Gerade als Umweltpolitikerin freut es mich natürlich ganz besonders, wenn durch die Entwicklung von Umweltinnovationen Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden.
Erneuerbare Energien sind schon lange keine Zukunftsmusik mehr – sondern reale Gegenwart.
Sie hatten im vergangenen Jahr in Deutschland einen Anteil von 17% am Gesamtstrombedarf und von 10% am Gesamtenergiebedarf. Zum Vergleich: 1995 lag der Anteil nur bei 4,5% beim Strombedarf und bei 1,9% beim Gesamtenergiebedarf.
Dass erneuerbare Energien ein Megathema sein werden, hat die Europäische Union schon sehr früh erkannt, denn ganz Europa steht wie Bayern und Deutschland vor großen Herausforderungen:
• Der Anstieg der klimaschädlichen Treibgase
• Die wachsende weltweite Energienachfrage (z. B. aus Indien, China)
• Und die unsichere Versorgungslage bei Erdöl und Erdgas (Russland), die uns zwingt die Energieimportabhängigkeit eher abzubauen als zu erhöhen.
Deshalb müssen jetzt die Weichen gestellt werden für ein neues Energiezeitalter. Die erneuerbaren Energien spielen dabei eine ganz zentrale Rolle!

Europa hat deshalb schon früh die notwendigen Entscheidungen getroffen. Die EU hat sich bereits 2007 unter Führung der deutschen Bundeskanzlerin und damaligen Ratspräsidentin Angela Merkel verbindliche Klima- und Energieziele gesetzt.
Ziel ist bis 2020 in ganz Europa:
• 20 % weniger Treibhausgase,
• 20 % mehr Energieeffizienz und
• 20 % erneuerbare Energien bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch zu erreichen.
Das Ziel, die erneuerbare Energien auszubauen, wurde 2008 in der Richtlinie über die erneuerbare Energien weiter konkretisiert. Seitdem haben alle EU-Mitgliedstaaten genau festgelegte nationale Ausbauziele, die sie erreichen müssen. Die Mitgliedstaaten werden dieses Ziel bis 2020 wahrscheinlich sogar übererfüllen und es wird jetzt diskutiert, wie ein neues Ziel aussehen kann.
Doch der geplante enorme Anstieg der Nutzung erneuerbare Energien stellt uns auch vor Herausforderungen, die wir meistern müssen. Drei Punkte möchte ich aufzeigen, die bei der Weichenstellung in ein neues Energiezeitalter wichtig sind:
1. Wir müssen die Investitionen in die Energieforschung erhöhen.
2. Wir müssen neue Speichertechnologien entwickeln, sie effizienter und leistungsfähiger machen.
3. Und es ist ein enormer Ausbau der Netze erforderlich.

Zu Punkt 1: Ohne die Entwicklung von neuen Energie- und Umwelttechnologien werden wir unsere energiepolitischen Ziele der EU nicht erreichen. Mit diesen Innovationen sichern wir zudem die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Industrie und fördern Wachstum und Beschäftigung in Europa.
Das zeigt ganz klar der Großlagerprüfstand „Astraois“, der am Standort Schweinfurt Arbeitsplätze schafft und sichert. Schaeffler hat hier eindeutig die richtige Entscheidung getroffen!
Auch die EU baut die Erforschung von Energieinnovationen noch weiter aus:
• Das derzeitige 7. Forschungsrahmenprogramm der EU enthält eine Verdopplung der jährlichen Forschungsausgaben im Energiebereich,
• es ist außerdem geplant, Energie zum Schwerpunkt des kommenden 8. Forschungsprogramm zu machen,
• ferner hat die EU das weltweit größte Finanzierungsprogramm für innovative Energieprojekte zur CO2-Reduzierung mit einem Volumen von ca. 4-5 Milliarden EUR aufgelegt.
Dies sind nur einige Beispiele, wie Europa die Entwicklung innovativer Energietechnologien vorantreiben will.
Zum Zweiten: Wir brauchen neue Speichertechnologien, um das Problem der fehlenden Grundlastfähigkeit vieler erneuerbarer Energien zu lösen.
Nur so können wir das Ziel umsetzen, den Anteil noch weit über die 20% am Gesamtenergiebedarf zu erhöhen. Die Bundesregierung hat dazu die Förderinitiative Energiespeicher ins Leben gerufen. Die EU-Kommission will bis 2050 ca. 140 Milliarden EUR unter anderem für die Entwicklung und den Bau neuer Speichertechnologien bereit stellen.
Zum dritter Punkt: Um die Energiewende zu schaffen, brauchen wir leistungsstarke Stromnetze in ganz Europa. Der Stromaustausch im europäischen Binnenmarkt wird in Zukunft eine große Rolle spielen.
Deshalb müssen an den nationalen Grenzen die Übergänge vom Netz des einen Mitgliedstaats zum Netz des Nachbarn ausgebaut werden. „Connecting Europe“ nennt die EU-Kommission ihr Programm, mit dem sie Energieinfrastrukturprojekte von „grenzüberschreitendem gemeinsamen Interesse“ fördern will.
Solche Projekte sind zum Beispiel ein Offshore-Netz in der Nordsee, um den durch Windkraft erzeugten Strom zu den großen Städten zu bringen.
Nur mit Hilfe von europaweiten Energieautobahnen kann die durch erneuerbare Energie produzierte Strom auch dorthin gelangen, wo er gebraucht wird. Von 2014 bis 2020 sollen 9,1 Milliarden EUR von der EU für diese Projekte zur Verfügung gestellt werden.
Und damit die Energie auch überall in Europa ungehindert fließen kann, schafft die Europäische Union mit ihrem 3. Energiebinnenmarktpaket die Voraussetzung für einen liberalisierten Energie-Binnenmarkt .
Bei allem Ehrgeiz, den wir mit diesen Zielen an den Tag legen, dürfen wir aber auch die Bevölkerung nicht vergessen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird ein sichtbarer Ausbau werden, sichtbar in unserer Landschaft. Er kann deshalb nur gelingen, wenn wir die Menschen vor Ort mitnehmen.
Akzeptanz in der Bevölkerung erreichen wir durch Information und durch Teilhabe. Sowohl bei der Planung der Projekte als auch bei deren Nutzung. Durch Genossenschaftsmodelle können die Bürger zum Beispiel an den Gewinnen durch den Betrieb von erneuerbaren Energien besser beteiligt werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
die Generation unserer Großeltern hat unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Ohne eine zuverlässige Energieversorgung – damals hauptsächlich fossile Energien – wäre das Wirtschaftswunder nicht möglich gewesen.
Die Aufgabe unserer Generation ist es jetzt, die Energieversorgung der Zukunft so zu gestalten, dass sie sicher, bezahlbar und nachhaltig ist. Mit dem ASTRAIOS-Prüfstand leisten sie dafür einen wichtigen Beitrag.
Schaeffler ist mit seiner Marke FAG ein Global Player im Bereich der Energietechnologie. Ihr Unternehmen ist bereits an der Spitze dieses Marktes angekommen. In jeder zweiten Windenergieanlage weltweit ist ein Produkt von INA bzw. FAG verbaut. Als weltweit einziger Hersteller verfügt Schaeffler über Lösungen für sämtliche Lagerstellen in einer Windkraftanlage.
Die Innovationskraft und das Innovationsmanagement der Schaeffler-Gruppe hat erst vor kurzem die verdiente Anerkennung erfahren. Schaeffler wurde mit dem „Best Open Innovator Award 2011“ der Zeppelin-Universität Friedrichshafen ausgezeichnet. Dazu nachträglich von uns allen: Ganz herzlichen Glückwunsch!
 
Innovative Ideen sichern unseren Wirtschaftsstandortes und die Arbeitsplätze. Die Zukunftschancen durch Umwelttechnologien, den sog. „CleanTech“ sind gigantisch. Schon jetzt wurden in Deutschland dadurch ca. 1,8 Mio. Arbeitsplätze geschaffen.
Die Wachstumsbranche „Umwelttechnologie“ zählt mit einem Weltmarktvolumen von 1400 Mrd. EUR zu den globalen Schlüsselindustrien. Bis 2020 wird ein globaler Umsatz von 3100 Mrd. EUR prognostiziert. Und da müssen wir dabei sein!
Die deutsche Industrie muss weltweit an der Spitze stehen, was die Entwicklung von Umweltinnovationen angeht. Das hat Schaeffler erkannt und geht u. a. mit  dem Großlagerprüfstand „ASTRAIOS“ mit positivem Beispiel voran.
Am Standort Schweinfurt ist die komplette Entwicklungsabteilung und Anwendungstechnik von Schaeffler für den Bereich Windkraft angesiedelt. Die Produkte, die hier in Schweinfurt entwickelt werden, gehen in die ganze Welt, nach Asien, Nordamerika aber auch in den europäischen Binnenmarkt und hier vor allem nach Deutschland.
In Wuppertal werden die Großlager, die in Schweinfurt entwickelt werden, produziert. Und dass Verbindungen zwischen Schweinfurt und Wuppertal gut funktionieren, kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, denn mein Ehemann ist Wuppertaler.
Der Großlagerprüfstand ist ein weiterer Baustein zum Ausbau der innovativen Energietechnologien. Mit einem derart hochinnovativen Unternehmen an der Seite der Politik können wir die Energiewende mit großer Zuversicht angehen.
Der Schaeffler-Gruppe wünsche ich für die Zukunft alles Gute und den verdienten Erfolg mit dem Prüfstand!
Herzlichen Dank!