Rede anlässlich 25 Jahre Partnerschaft Oberelsbach – Arnac-Pompadour

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Erb,
Sehr geehrte Frau Beetz,
Cher Monsieur Reillier,
Meine sehr geehrten Damen und Herren.
Bonjour Mesdames et Messieurs.

C´est un plaisir et un honneur d´être avec vous ici à Oberelsbach aujourd’hui.
J´espère que vous avez tous passé une bonne journée dans notre belle région, la Basse-Franconie.
Etant la seule députée européenne de cette région, c´est une joie pour moi de m’adresser à l’occasion de cette fête.
Depuis des décennies, l´Union Européenne encourage et finance des jumelages en Europe.
Des milliers de jumelages – dont le votre – montrent que l´Union Européenne n´est pas seulement un projet des politiciens nationaux et européens mais aussi un projet du peuple européen.
Merci pour votre engagement.
Merci d’ etre venus amies français et françaises.

Vielen Dank für die Einladung zu der heutigen Städtepartnerschaftskonferenz.
Das Thema „Städtepartnerschaften“ liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich auch sehr gerne zugesagt habe, heute als Festrednerin bei Ihrem Partnerschaftsjubiläum zu sprechen.
Denn wir Politiker auf Bundes- und vor allem Europaebene können uns noch so sehr für ein geeintes Europa einsetzen.
Wenn die Menschen in den Mitgliedsstaaten und in den Regionen nicht mitziehen, dann bleibt die Europäische Union ein Zweckverband für wirtschaftliche Interessen.
Gerade die Städtepartnerschaften in Europa – und vor allem zwischen Frankreich und Deutschland – zeigen deutlich, dass wir dieses Stadium lange hinter uns gelassen haben.
Ganz besonders freut mich, dass Sie Ihr Partnerschaftsjubiläum nur eine Woche vor dem Europatag begehen.
Der 9. Mai 1950 ist ein historisches und für Europa grundlegendes Datum.
An diesem Tag rief der französische Außenminister Robert Schuman eine Pressekonferenz ein und präsentierte einen Plan, der später als Schuman-Plan in die Geschichte einging.
Schumans Idee war es, die wichtigen Rohstoffe Kohle und Stahl durch ein gemeinsames europäisches Organ verwalten zu lassen.
Damit reichte man Deutschland nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Hand zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit.
Der schon lange geträumte Traum eines geeinten Europas begann mit dieser Erklärung, zur Realität zu werden.
Die Bedeutung des 9. Mai 1950 für die Entwicklung der EU kann somit nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Ein erster Höhepunkt der Entwicklung der EU war die Unterzeichnung der Römischen Verträge am 25. März 1957, womit die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet wurde.
In Unkenntnis der Zukunft, aber mit all ihrer Erfahrung und Weisheit als Staatsmänner haben die Vertreter der Gründungsstaaten ein Vertragswerk geschaffen, das bis heute die Rahmenbedingungen des politischen Handelns auf europäischer Ebene bestimmt.
Warenverkehrsfreiheit.
Dienstleistungsfreiheit.
Arbeitnehmerfreizügigkeit.
Kapitalverkehrsfreiheit.
Niederlassungsfreiheit.
Diese Begriffe stellten damals in ihrer Gesamtheit die Idee des gemeinsamen Zusammenwirkens in Europa dar.
Heute ist daraus eine Realität für über 493 Millionen Bürgerinnen und Bürger geworden.
Dies, meine Damen und Herren, ist ein sehr großer Erfolg für uns alle.
Doch die EU lebt nicht in erster Linie von den Plänen seiner Politiker und Staatsoberhäupter.
Europa lebt davon, dass der Europäische Gedanke von den Bürgern vorangebracht wird.
Und dafür leisten gerade die zahllosen Städtepartnerschaften in Europa einen unschätzbaren Wert.
Denn ohne Sie als Bürgerinnen und Bürger geht es nicht.
Sie – als die Menschen in Europa – müssen Europa nicht nur bewohnen, sondern es auch weiterentwickeln und gestalten.
Und dazu gehören eine Offenheit für Europa sowie der Wille und die Bereitschaft, sich auf die Gemeinschaft mit anderen Kulturen und Gesellschaften einzulassen.
Städtepartnerschaften lassen diese Offenheit wachsen und fördern sie.
Deshalb sind Partnerschaften so bedeutend für die europäische Integration.
Während der Fußball-WM haben wir alle gesagt:
Wir sind Deutschland.
Ich möchte Ihnen sagen:
Wir sind Europa!
Sie sind Europa!
Denn die Menschen, die den europäischen Gedanken im Herzen tragen, sind es, die unser Europa mit Leben füllen.
Dazu gehören Sie, meine Damen und Herren.
Und als Ihre Europaabgeordnete danke ich Ihnen dafür.
Denn die Freundschaften zwischen Politikern sind wichtig, aber sie können Völker nicht verbinden.
Diese Verbindung wird auf der Ebene der Bürgerinnen und Bürger geschaffen.
Und die Städtepartnerschaften in ganz Europa tragen dazu bei.
Diese Partnerschaften sind eines der wichtigsten Elemente der Völkerverständigung in Europa.
Sie bereichern uns kulturell, sprachlich und persönlich.
Deswegen fördert die Europäische Union von Beginn an den Austausch zwischen den europäischen Völkern.
Städtepartnerschaften, gemeinsame Tagungen oder grenzüberschreitende Projekte erhalten Zuschüsse zu ihren Ausgaben.
So will die EU die Menschen in ihrem Engagement unterstützen und gleichzeitig deutlich machen, dass sie dieses Engagement anerkennt.
Wichtig ist es, dass die Politik diese ehrenamtlichen Ansätze aktiv unterstützt.
Denn sie sind eine notwendige Ergänzung der politischen Bemühungen um ein vereintes Europa.
Dies beginnt auf der untersten Ebene in den Stadt- und Gemeinderäten, die vor Ort partnerschaftliche Beziehungen in Europa fördern und beleben können – ja sogar sollen.
Dies geschieht auf Bezirksebene mit dem Partnerschaftsreferat des Bezirks.
Und dies geschieht auch auf den obersten Ebenen.
Bis hin zu den Entscheidungen im Europäischen Parlament über die Fördermittel für zwischenstaatliche Begegnungen.
Aber auch dies sind wieder nur Rahmenbedingungen.
Ich – für mich persönlich – bemühe mich, noch einen Schritt weiterzugehen.
Es geht darum, die europäische Politik herunterzubrechen auf die Region und sie damit für die Menschen verständlicher zu machen.
Gerade als Kommunalpolitikerin, die ich neben meinem Europamandat geblieben bin, weiß ich, dass dies wichtig ist.
Es geht darum, die Menschen mitzunehmen.
Das kennen Sie sicher auch.
Es ist nicht immer einfach, für Europa zu begeistern.
Ich denke, diese Erfahrung unterscheidet sich in den Partnerschaftskomitees kaum von meinen politischen Erfahrungen.
Mit guter Politik, in der sich die Menschen wieder finden, holen wir Bürgerinnen und Bürger ins Boot.
Darum geht es bei Ihrer Arbeit und auch bei meiner.
25 Jahre Städtepartnerschaft von Oberelsbach und Arnac-Pompadour.
Das, meine Damen und Herren, Mesdames et Messieurs, ist eine stramme Leistung.
Ich gratuliere Ihnen allen dazu. Herzlichen Glückwunsch.
Ihre Partnerschaft ist eines von vielen herausragenden Beispielen für ein lebendiges Europa.
Oberelsbach und Arnac-Pompadour sind eigentlich 1095 km voneinander entfernt.
Durch ihre Partnerschaft sind diese beiden Orte sehr nah zusammengerückt.
Und sie wird mit einer Vielzahl von Aktivitäten gepflegt.
Schon seit Beginn der Partnerschaft finden regelmäßig gegenseitige Besuche statt, aus denen bereits viele Freundschaften entstanden sind.
Meine Damen und Herren, alle sprechen immer über die wirtschaftlichen Chancen der EU, über den Erfolg des Euro, aber auch über die Gefahren der Osterweiterung, über die finanziellen Belastungen, die Frankreich und Deutschland als Nettozahler in der EU leisten müssen.
Ich möchte aber über den Frieden und die Stabilität, über den Wohlstand, und über die Freundschaft sprechen, die die Europäische Union den Völkern Europas geschenkt hat.
Dass wir heute verlässliche Freunde – keine Erbfeinde mehr – sind, das nenne ich den großen Erfolg Europas.
Und Sie, meine Damen, meine Herren, Mesdames et Messieurs, tragen durch Ihr Engagement für die Städtepartnerschaft von Oberelsbach und Arnac-Pompadour maßgeblich dazu bei.
Vergleicht man die Europäische Union mit einem Haus, dann waren Politiker wie Jean Monnet, Robert Schuman oder Konrad Adenauer die Architekten dieses Hauses.
Und Sie sind das Fundament, auf dem dieses Haus steht.
Dafür möchte ich Ihnen danken.
Ihre Partnerschaft ist Beispiel für ein Europa, das tatsächlich in Vielfalt geeint ist.

Je remercie tous ceux qui s´engagent activement pour la vitalité de ce jumelage.
Je remercie aussi tous ceux qui garantissent le succès de ce jumelage en participant aux activités proposées.
Vous êtes notre Europe, Mesdames et Messieurs.

Sie sind Europa, meine Damen und Herren.
Gemeinsam sind wir überzeugte Europäer.
Und gemeinsam engagieren wir uns für dieses – für unser – Europa.

Vielen Dank. Merci beaucoup.