Grußwort anlässlich der Besichtigung einer Biogasanlage

Ich freue mich, dass ich heute wieder in einem Betrieb in Unterfranken sprechen darf und mir im Rahmen dieser Veranstaltung einen Überblick über die praktische Nutzung von Biogas verschaffen kann.
Solche Veranstaltungen, die in ihrer Zahl zunehmen, zeigen die großen Fortschritte, die wir im Bereich einer ökologisch und ökonomisch verträglichen Energieversorgung machen.
Dem Landrat, unserem Landtagsabgeordneten und allen Helfern danke ich für das rege Engagement für den Umweltschutz und die Organisation solcher Veranstaltungen.
Ich halte diese Veranstaltungen für ein sehr wichtiges Instrument, um die Bürgerinnen und Bürger über die regenerativen Energien zu informieren.
Lassen Sie mich an ein paar Zahlen verdeutlichen, warum ich solche lokalen Projekte so wichtig finde.
Über 400 Millionen Euro Umsatz macht die Biogas-Branche derzeit, mehr als elf Milliarden Euro könnten es nach Schätzungen im Jahr 2020 sein.
Für viele Bauern ist Biogas und Biomasse eine wichtige Einnahmequelle geworden, mit der sich ein zweites Standbein neben der Nahrungsmittelproduktion aufbauen lässt.
Etwa 1000 Biogasanlagen gibt es heute allein in Bayern und Hunderte sind in Planung.
Was sich vor allem lohnt, ist die Gewinnung von Strom aus Biogas.
So mancher Landwirt ist längst auch zum Energiewirt geworden
Wärme und Strom aus Stall, Feld und Wald haben Zukunft, das ist eine wichtige Botschaft für unsere Landwirte.
Angesichts der derzeitigen Entwicklung auf dem Energiemarkt halte ich eine Verdopplung des derzeitigen Bestandes der landwirtschaftlichen Biogasanlagen in Bayern für möglich.
Mittel- und langfristig müssen wir über eine Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz nachdenken.
Ich halte das für eine zukunftsweisende Perspektive.
Ein großes Pilotprojekt dazu hat Ministerpräsident Günter Beckstein vor wenigen Wochen in der Oberpfalz eingeweiht.
Als Umweltpolitikern ist mir besonders wichtig, dass durch die Anstrengungen im Bereich Biomasse und Biogas rund sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

Auch deswegen hat Bayern seit 1990 über 209 Millionen Euro in die Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen investiert.
Bayern nimmt damit deutschlandweit die Spitzenstellung ein.
Ich möchte dies gerade als Europapolitikern hervorheben.
Ich bin stolz darauf, welche Vorreiterrolle wir Bayern in Deutschland, aber auch in Europa spielen.
Wir brauchen noch eine viel größere Zahl solcher Anlagen.
Denn wir sind gegenüber der Europäischen Union und unseren Partnern bestimmte Verpflichtungen zur Reduzierung unserer Treibhausgase eingegangen.
Die Erfüllung dieser Verpflichtungen halte ich für alternativlos.
Nicht nur, weil wir unsere Umwelt schonen müssen, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Gesamtsituation auf dem Energiemarkt.
An der Schwelle zum 21. Jahrhundert wird weltweit mehr Energie verbraucht als je zuvor.
Allein in den letzten drei Jahrzehnten hat sich der Weltenergiebedarf verdoppelt.
Diese Entwicklung wird sich durch den Anstieg der Weltbevölkerung und die zunehmende Industrialisierung fortsetzen.
Europa ist der Wegbereiter bei der Entwicklung und Anwendung moderner Technologie im Bereich der Energietechnik.
Auf Westeuropa mit seinem Anteil von 16 % am Weltenergieverbrauch entfallen 31 % der weltweiten Steigerung bei der Stromerzeugung aus Biomasse.
Wir verzeichnen in Europa an der weltweiten Steigerung 48 % bei der Stromerzeugung mit kleinen Wasserkraftwerken sowie 79 % bei der Steigerung des Anteils der Windenergie.
Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben auch auf dem Gebiet der Energiepolitik und der Regulierung eine Vorreiterrolle übernommen.
Europäische Unternehmen sind bei der Technologie für erneuerbare Energien weltweit führend.
Die Europäische Union liefert ihrerseits wichtige Rahmenbedingungen und fördert nicht zuletzt zahlreiche Projekte in Unterfranken und in Bayern.
Ich blicke deswegen positiv in die Zukunft.
Allerdings haben wir noch einen weiten Weg vor uns.
Einen Weg, der zunächst auch mit hohen Investitionen in Forschung und Technologie verbunden ist.
Umso wichtiger ist es, dass wir die Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg mitnehmen.
Deshalb ist es uns wichtig, dass wir verantwortungsbewusst mit der Biomasse umgehen.
Es darf nicht sein, dass wertvolle Regenwälder und Moorgebiete oder Flächen mit hohem ökologischem Wert für die Herstellung von Biomasse und Biokraftstoffen vernichtet werden.
Damit würden wir letztlich keinen Vorteil für Umwelt und Klima aus Biogas, Biomasse und Biokraftstoff ziehen.
Das Europäische Parlament will deshalb Nachhaltigkeitskriterien einführen, die für alle Biokraftstoffe gelten sollen.
Die Abgeordneten im Umweltausschuss sprachen sich bereits dafür aus, nur noch Biokraftstoffe zu fördern, die eine hohe Netto Treibhausgaseinsparung im Vergleich zum Einsatz von fossilen Kraftstoffen haben.
Dabei sollen Anbau, Herstellungsverfahren und Transport in die Berechnungen mit einfließen.
Wir wollen, dass nur die Biokraftstoffe zum Einsatz kommen, die einen klimapolitischen Nutzen haben.
Das muss für Produkte aus der EU und aus Drittstaaten gleichermaßen gelten.
Spezielle Regelungen sollen zudem verhindern, dass durch Energiepflanzen die Nahrungsmittelproduktion verdrängt wird.
Der Zukunft gehören Biokraftstoffe der zweiten Generation, die aus Holz- oder Pflanzenresten hergestellt werden können und einen höheren Flächenertrag haben.
Auch dazu gibt es bereits Pilotanlagen, deren Entwicklung wir vorantreiben wollen.
Meine Damen und Herren, Sie sehen, dass sich die Europäische Union sehr um die regenerativen Energien und ihren Einsatz bemüht.
Das ist wichtig für die politischen Rahmenbedingungen und wichtig als Unterstützung für konkrete Projekte wie dieses hier.
Ich freue mich über das Interesse und über die interessanten Einblicke hier vor Ort.
Vielen Dank.