Weisgerber (CSU) und Rummenigge für mehr Chancengleichheit im europäischen Profi-Fussball / Anhörung des Europäischen Parlaments zum EU-Fußballmarkt

Brüssel. Einen Monat vor dem Anpfiff zur Fußball-WM in Deutschland beschäftigte sich heute auch das Europäische Parlament mit dem Thema Fußball. In einer öffentlichen Anhörung stand die Situation des europäischen Fußballmarktes im Mittelpunkt. „Neben seiner wichtigen kulturellen Bedeutung kommt dem Sport in Europa auch eine bedeutende wirtschaftliche Kraft zu. Unser Ziel sind faire Wettbewerbsbedingungen in Europa gerade für unsere hervorragenden bayerischen Sportvereine“, erklärt Dr. Anja Weisgerber, sportpolitische Sprecherin der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament. Die Sicht deutscher Profi-Vereine schilderte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der Bayern München AG.

Rummenigge forderte vor allem Fairness und Chancengleichheit im europäischen Profifußball. Zugleich zeigte er auf, dass die deutschen Clubs im europäischen Vergleich benachteiligt seien. So würden beispielsweise TV-Rechte in Deutschland zentral, in Italien oder Spanien hingegen dezentral vermarktet. Dies hat nach Rummenigges Darstellung zur Folge, dass die Vergütung in den Südländern der EU den Erlös deutscher Clubs um ein Vielfaches übersteige. Hier sei eine europäische Harmonisierung gefragt. Auch bemängelte er, dass keine Einbindung der Clubs bei der Vergabe der Fernsehrechte erfolge: Auch dies werde in anderen EU-Mitgliedstaaten anders praktiziert.

Die unterfränkische Europaabgeordnete Dr. Anja Weisgerber zeigt Verständnis für diese Haltung: „In der europäischen Union müssen gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Profi-Clubs gelten. Allerdings sollte sorgfältig geprüft werden, ob hier der europäische Gesetzgeber gefragt ist oder das Problem nicht besser national angegangen werden kann.“ Weisgerber wies in diesem Zusammenhang auch auf die Möglichkeit einer Selbstregulierung hin, die „sachnäher“ durch Verbände und Clubs erfolgen könnte.

Großen Unmut und den Ruf nach einer europaweiten Intervention der Politik äußerte Rummenigge schließlich gegenüber der FIFA, die Milliarden aus der WM erziele, ohne die Clubs, die die Spieler für die Nationalmannschaften stellten und damit die Kosten tragen, zu beteiligen. "Wo bleibt da die Fairness?", so Rummenigge. „Dem muss ich zustimmen. Eine Beteiligung der Vereine an den WM-Erlösen der FIFA ist insofern gerechtfertigt, als damit nicht zuletzt wertvolle Nachwuchsarbeit vor Ort finanziert werden könnte“, so Weisgerber, die als bayerische Tennismeisterin früher selbst Leistungssport betrieb.