„Über die Rote Karte bestimmt weiterhin der Schiedsrichter!” / Dr. Anja Weisgerber zum Weißbuch Sport der EU-Kommission

„Das Weißbuch Sport, das die EU-Kommission heute verabschiedet, bringt wichtige Ansätze für mehr Gerechtigkeit im Europäischen Profisport“, erklärt die sportpolitische Sprecherin der CSU im Europäischen Parlament Dr. Anja Weisgerber. In dem Strategiepapier von Sport-Kommissar Figel wird zum Beispiel die Zentralvermarktung von Fernsehrechten als geeignetes Element eines solidarischen Sportwesens besonders betont. Eine einheitliche Vermarktungsregelung kann Wettbewerbsverzerrungen verhindern. „Das ist der richtige Ansatz für die faire Verteilung der Gelder unter allen Vereinen – starken wie schwächeren. Es darf nicht sein, dass nicht mehr nur die sportliche, sondern vor allem die finanzielle Leistungsfähigkeit der Vereine über Erfolg entscheidet“, so die ehemalige bayerische Tennismeisterin. „In den Formulierungen des Weißbuchs erkenne ich eine Präferenz für die Zentralvermarktung. Ich halte dies für richtig und spreche mich deutlich dafür aus, die Zentralvermarktung als einzige Vermarktungsform zu etablieren, damit auch in den internationalen Wettbewerben Chancengleichheit besteht“, so Weisgerber weiter.

Hintergrund für die Auseinandersetzung um die Zentralvermarktung sind die unterschiedlichen Fernseheinnahmen, die den Vereinen zur Verfügung stehen. Während spanische und italienische Spitzenvereine wie AC Mailand und Real Madrid durch die Einzelvermarktung ihrer Spiele bis zu 180 Millionen Euro im Jahr einnehmen, steht Vereinen in den Ländern mit Zentralvermarktung – zum Beispiel Deutschland, Frankreich und Niederlande – deutlich weniger Geld aus den Fernsehrechten zur Verfügung. Bayern München als „Spitzenverdiener“ in Deutschland erhält zum Beispiel nur etwa 28 Millionen Euro.

Bereits im Januar sprachen sich die Europaabgeordneten in einer Resolution für gerechtere Regelungen der wirtschaftlichen Tätigkeit im Sport aus. „Wir wollen nicht in die Autonomie des Sports eingreifen. Über die Rote Karte bestimmt weiterhin der Schiedsrichter! Aber die wirtschaftlichen Aspekte im Profisport müssen ebenso Regeln unterliegen wie andere Dienstleistungen“, sieht Weisgerber die Regelung ganz im Sinne auch der Sportverbände.

Bei einer Höchstgrenze für die Gehälter von Profisportlern sieht die Kommission dagegen die nationalen Verbände in der Pflicht. „Die EU kann und will nicht alles regeln, denn dies widerspricht der Selbstautonomie des Sports“, so Weisgerber. Deshalb sollen die Sportverbände in den Mitgliedstaaten im Rahmen ihrer Lizenzbestimmungen strenge Kriterien anlegen um zu verhindern, dass Vereine ein Vielfaches ihres Umsatzes für Sportlergehälter ausgeben. Dies entspricht dem Ansatz eines Kostenkontrollsystems, den auch das Europäische Parlament bereits im Januar gefordert hatte.