Lebensmittelimitate müssen künftig deutlich gekennzeichnet werden

Europäisches Parlament spricht sich für bessere Verbraucherinformation bei Lebensmitteln aus.

Das Europäische Parlament stimmte heute für eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln und eine bessere Kennzeichnung von Lebensmittelimitaten. „Was auf einer Packung draufsteht oder abgebildet ist, das muss auch drin sein“, erklärte die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Dr. Anja Weisgerber. „Analogkäse, Klebeschinken, Eis ohne Milch, Vanillejoghurt ohne Vanille – damit werden Verbraucher bewusst getäuscht. Wenn Imitate verwendet werden, dann muss das auch entsprechend gekennzeichnet werden. Ich möchte jede Form von Irreführung verhindern“, fasste Anja Weisgerber das Abstimmungsergebnis zusammen. Erste Erfolge können schon verzeichnet werden: „Durch den Druck der Politik verwenden viele Hersteller mittlerweile wieder echten Käse anstatt einer Pflanzenfettmischung, um damit ihre Fertigpizzas zu überbacken.“

Auch eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung soll zukünftig auf jedem Produkt zu sehen sein. Neben dem Kaloriengehalt ist anzugeben, wie viel Fett, gesättigte Fettsäuren, Eiweiß, Salz, Zucker und Ballaststoffe in einem Produkt enthalten sind. Zur besseren Vergleichbarkeit müssen alle Angaben per 100 g gemacht werden. Uneinheitliche Portionsgrößen sind damit ebenso passé wie fehlende Angaben. „Mein Leitbild ist der mündige Verbraucher. Mit der Nährwertkennzeichnung bieten wir die Informationen, die für eine informierte Kaufentscheidung und damit die Zusammenstallung einer gesunden Ernährung wichtig sind“, erläuterte die Europaabgeordnete die Zielsetzung der neuen Verordnung. Die Europaabgeordnete unterstützt das sogenannte GDA-System, das sich am empfohlenen Tagesbedarf orientiert. „Damit können auf dann auf einen Blick erkennen, wie viel Prozent Ihres Tagesbedarfs an Kalorien Sie beispielsweise mit dem Verzehr einer Pizza zu sich nehmen.“

„Ich bin für eine Information des Verbrauchers, aber gegen Bevormundung und Irreführung. Deshalb lehne ich eine Ampelkennzeichnung ab. Eine Einteilung in gute und schlechte Lebensmittel durch die Ampelkennzeichnung halte ich für Quatsch – wichtig ist eine ausgewogene Ernährung. Die Ampel ist außerdem wegen ihrer willkürlichen Schwellenwerte wissenschaftlich nicht fundiert und kann zu Mangel- oder Fehlernährung führen“, kritisierte die unterfränkische Abgeordnete das Abstimmungsergebnis. Naturtrüber Apfelsaft bekäme eine rote Ampel, während Cola light, die viel Süßstoff enthält, grün ausgezeichnet würde. Auch die vielgescholtenen Imitate bekämen eine bessere Kennzeichnung als echter Käse. „Die Ampel würde auch für Verwirrung sorgen: Jeder einzelne Nährwert soll dann farblich unterlegt werden. Bei zwei grünen, einem gelben und zwei roten Punkten, entscheiden Sie sich dann für oder gegen ein Produkt?“ kritisierte die CSU-Abgeordnete.

Die neue Verordnung soll nicht nur für mehr Verbraucherschutz sorgen, sondern gleichzeitig auch die Arbeit der Hersteller erleichtern, die sich zurzeit in einem Regelungsdschungel zu Recht finden müssen. „80 Prozent der Lebensmittelproduzenten sind kleine und mittelständische Unternehmen. Denen müssen wir praktikable Vorgaben machen und sie gerade in Krisenzeiten nicht durch überbordende Bürokratie belasten – denken Sie an den Metzger oder Bäcker um die Ecke. Ein Schild neben jeder einzelnen Praline kann nicht Sinn der Sache sein. Darum haben wir Hersteller traditioneller Handwerksprodukte, die lose verkauft werden, von der Pflicht zur Nährwertkennzeichnung ausgenommen“, so Anja Weisgerber weiter.

Ebenfalls ein Erfolg für das Handwerk sieht Weisgerber in den Ausnahmen von traditionellen Grundnahrungsmitteln der sogenannten Nährwertprofile, die dem Streit um das „Salz im Brot“ zu Grund liegen. Damit dürften Bäcker das gesunde deutsche Vollkornbrot nicht mehr als gesund bewerben. „Wir haben erfolgreich gegen eine Diskriminierung von traditionellen Grundnahrungsmitteln, wie z. b. das deutsche Brot, gekämpft, die ein wichtiger Teil einer ausgewogenen Ernährung sind. Darum kann ich nicht verstehen, dass meine sozialdemokratischen Kollegen diese Ausnahmen nicht unterstützt haben.“